Sie ist die Nationalrebsorte der USA: Zinfandel. Bis in die 1970er Jahre dachte man, dass es sie nur innerhalb der USA gibt. Zwar wusste man, dass sie aus Europa kam, aber nicht, woher genau. Später fanden Forscher heraus, dass sie eine starke Ähnlichkeit mit der italienischen Rebsorte Primitivo aufweist. Tatsächlich jedoch stammt die Zinfandel-Rebe aus Kroatien.
Mehr lesenSie ist die Nationalrebsorte der USA: Zinfandel. Bis in die 1970er Jahre dachte man, dass es sie nur innerhalb der USA gibt. Zwar wusste man, dass sie aus Europa kam, aber nicht, woher genau. Später fanden Forscher heraus, dass sie eine starke Ähnlichkeit mit der italienischen Rebsorte Primitivo aufweist. Tatsächlich jedoch stammt die Zinfandel-Rebe aus Kroatien.
In ihrer Heimat Kroatien war die Zinfandel- bzw. Crljenak-Traube spätestens in den 1990er-Jahren so gut wie ausgestorben. Erst die Nachforschungen von Carole Meredith und ihrem Team, die zu der Erkenntnis führten, dass es sich bei Zinfandel und Crljenak Kaštelanski um dieselbe Varietät handelt, leiteten hier eine Wende ein. Man entwickelte nun einen gewissen Stolz darauf, dass die berühmte amerikanische Nationalrebsorte ausgerechnet von der kroatischen Mittelmeerküste stammen sollte, und seitdem gibt es einige Bemühungen, die in den USA so erfolgreiche Zinfandel/Crljenak-Traube auch in Kroatien zu kultivieren.
Zinfandel belegt im italienischen Rebsortenspiegel als Primitivo-Traube etwa den zwölften Platz und gehört damit zu den wichtigeren Rebsorten für Rotwein. Am häufigsten bauen Winzer Primitivo in der Region Apulien an - in einem ausgedehnten Landstrich in Italiens Südosten. Dieser Bereich liegt fast genau der Stelle an der kroatischen Küste gegenüber, an der die Crljenak-Traube vor einigen Jahren wiederentdeckt wurde.
Die Vereinigten Staaten sind das Land mit den grössten Zinfandel-Beständen der Welt und man nennt die Rebsorte oft liebevoll-familiär einfach nur Zin. Die Crljenak/Zinfandel-Rebe gelangte vermutlich bereits in den 1820er Jahren in die USA, und zwar zunächst an deren Ostküste. Das Pflanzenmaterial stammte höchstwahrscheinlich aus einer österreichischen Sammlung, und durch eine Verwechslung erhielt die kroatische Traube nach ihrer Ankunft in Amerika einen oder mehrere falsche Namen, die wahrscheinlich auf die weisse Rebsorte Zierfandler zurückzuführen sind. Im Jahre 1835 wurde sie vom Besitzer einer bei Boston gelegenen Rebschule zum Beispiel unter der Bezeichnung Zinfendal angeboten und als Tafeltraube empfohlen.
Über einhundert Jahre später kommt es ab den 1960er Jahren in Kalifornien zu einem regelrechten Boom in der Weinbranche, in dessen Verlauf auch die Zinfandel-Traube neu entdeckt wurde - zunächst für eher einfache Konsumweine, dann auch für gehobene Qualitätsweine und Spitzenprodukte. Und so erfreut sich die Zinfandel-Traube in Amerika heute wieder grosser Beliebtheit. Sie wird hier nicht nur zu eleganten Rot- und Roséweinen, sondern auch zu Dessert- und Schaumweinen verarbeitet.
Eine optische und geschmackliche Besonderheit ist der White oder auch Blush Zinfandel. Es handelt sich um einen hellen, meist relativ süssen Roséwein, der im Sommer gut gekühlt getrunken wird und in den USA zum Inbegriff für zwanglosen, unkomplizierten Weingenuss geworden ist.
Die meisten amerikanischen Zinfandel-Rebflächen befinden sich im Golden State Kalifornien, wo über 90 Prozent der US-Weine hergestellt werden. Dort ist Zinfandel die drittwichtigste Rebsorte - nach Chardonnay und Cabernet Sauvignon. Sie belegt hier rund elf Prozent der Anbaufläche bzw. etwa 20.000 Hektar.
Hochwertiger Zinfandel wird häufig im Barrique ausgebaut, da er über genügend Struktur und Komplexität verfügt, um von der Reife in den kleinen Eichenfässern zu profitieren. Dadurch verbessert der Zinfandel-Wein seine Alterungsfähigkeit, denn die Tannine aus dem Holz verlängern die Lebensdauer dieser Weine. Ausserdem gewinnt er durch den Barriqueausbau zusätzliche Aromen wie zum Beispiel Schokolade, Kaffee, Zeder, Vanille und andere Gewürze.
Aufgrund ihrer weichen Frucht und ihres meist nur mässigen Tanningehalts gelten Zinfandel bzw. Primitivo als unkomplizierte Essensbegleiter, die sich problemlos mit einer Vielzahl von Gerichten kombinieren lassen. Ein leichterer roter Zinfandel oder Primitivo harmoniert zum Beispiel prima mit Wildgeflügel, Ente und Truthahn - vor allem, wenn die dazugehörigen Sossen mit Cranberrys oder Preiselbeeren zubereitet sind.
Mittelschwerer Zinfandel empfiehlt sich besonders zu Pasta mit Tomatensosse, Lasagne oder Canelloni. Grosse, vielschichtige Zinfandel und Primitivo sollte man jedoch möglichst zu anspruchsvolleren Fleischgerichten trinken: Besonders gut passen sie zu gebratener Lammkeule und aromatischen Schmortöpfen mit Rind- und Schweinefleisch. Und sollten Sie einmal das Glück haben, einen hochwertigen Dessertwein auf Zinfandel-Basis zu bekommen, geniessen Sie ihn am besten mit feinem Blauschimmelkäse oder einem edlen Schokoladenkuchen mit Kirschsosse! Weitere Tipps, wie Sie Wein passend zum Essen kombinieren, erfahren Sie hier von unserem Sommelier.